Statt auf den Acker geht es auf den Gotthardt

20.06.13 Zeitungen berichten über die Alpenfahrt

Teilnehmer AlpenfahrtNoch wird gepackt, was das Zeug hält. Schließlich soll unterwegs nichts fehlen: Kleidung für sonnige und regnerische Tage, für Hitze und für Kälte, Öl für die Motoren und natürlich auch Schmiermittel. Gas zum Kochen und eine Batterie für die Kühltasche, Badesachen und ein wenig Proviant. Die Packliste der fünf Alpenfahrer ist lang und so mancher überlegt sich, wo er die vielen Sachen auf dem engen Raum unterbringen soll.

Während wir also unsere Wagen langsam für die große Reise fertigmachen, berichten die ersten Zeitungen über das "Abenteuer: HLD unterwegs". Wer den Artikel in der Hofheimer Zeitung lesen will kann das hier tun.

In den nächsten Tagen werden wir auf unserer Homepage - wenn die Technik klappt - jeden Tag von unterwegs "live" berichten.

Mit Gottes Segen auf sie Strecke

21.06.13

verabschiedung TourDas war ein wunderschöner Auftakt für unsere Gotthardt-Tour: Auf dem Vereinsgelände hinter der Speedwaybahn hatten sich eine ganze Reihe von Mitgliedern versammelt, um mit uns einen „Gute Reise-Abend zu verbringen“. Am Lagerfeuer wurde gegrillt und auf eine gute Fahrt angestoßen. Höhepunkt des Abends: Der Fahrtsegen durch den Diedenbergener Pfarrer Thorsten Heinrich. Da es für Traktorfahrer keinen eigenen Segen gibt, sprach er den, der eigentlich für Motorradfahrer gedacht ist. Warum nicht, auch wir sind auf der Straße mit all ihren Gefahren unterwegs:

 

Möge Gott auf den Wegen
Die Du gehst und fährst
Vor Dir hereilen.

Das ist mein Wunsch für Deine Lebensreise,
Deine Wege mögen Dich aufwärts führen,
Freundliches Wetter begleite Dich,
Wind stärke Deinen Rücken,
Sonnenlicht gebe Deinem Gesicht Glanz und Wärme.

Und bis wir uns wiedersehen;
Halte Gott Dich fest in seiner Hand…

Amen

Vor diesem stimungsvollen Abschluß des Abends stand eine mehr als zweistündige Fotosession mit Joachim Storch von der Bildzeitung. Sie wird über unsere Fahrt berichten.

Nach einer hoffentlich ruhigen Nacht werden wir am Samstagmorgen starten. Ein kleines Frühstück – dann werden um acht Uhr die Motoren angeworfen…

Mit Traktorschmiere zum Grillabend nach St. Ilgen

22.06.13 Erster Tourabschnitt erfolgreich absolviert

 

Sechs Uhr aufstehen? – Na, wenn das mal klappt…

Allen Unknrufen zum Trotz: Die Kirchenuhr von Diedenbergen hat noch keine sechs Mal geläutet, da regt es sich in den Wagen. Herrlicher Kaffeeduft wabert über den Vereinsplatz und Liane kommt mit frischen Brötchen. Ein Tourauftakt nach Maß! Zumal der Delkenheimer Pfarrer Imre Istvan es sich hat nicht nehmen lassen, uns eine gute Fahrt zu wünschen. Und damit die Alpentour auch wie geölt abläuft, hat er ein Fläschchen „Traktorenschmiere“ mitgebracht. Der Flascheninhalt ist allerdings weniger für die Maschinen geeignet, sondern viel mehr für das Team: Bestes rumänisches Obstwässerchen! Na denn Prost, Herr Pfarrer und Dankeschön!!!

Eine schöne Geste von Vereinsmitglied Ole Schütz ist es, dass er uns mit seinem Lanz ein Stück des Weges begleitet, bevor wir – Punkt acht Uhr vom Vereinsgelände gestartet - in Richtung Rüsselsheim abbiegen. Petrus hat uns bestes Fahrtwetter beschert – es ist zwar lausig frisch, aber trocken und sogar die Sonne lässt sich von Zeit zu Zeit sehen.

Man muss sich erst wieder an die Fahrtgeschwndigkeit gewöhnen. Normalerweise fährt man die Strecke von Wiesbaden nach St. Ilgen mit dem Auto in knapp sechzig Minuten. Heute brauchen wir – einschließlich Pausen – glatte neun Stunden. Man sieht einen Landpunkt vermeintlich schon nah vor sich, und dennoch dauert es mehr als ein Stündchen, bevor man ihn tatsächlich erreicht. Aber: Geduld ist lernbar und wir haben ja noch einige Tage vor uns.

Über Germersheim und Einhausen geht es entlang der Bergstraße in Richtung Heidelberg. Rechts von uns ein gewaltiger Rauchpilz, dessen tiefschwarze Fahne quer zu Fahrtstrecke zum Odenwald zieht. In Ludwigshafen brennt ein großes Kunststoff-Lager. Das bedrückende Bild begleitet uns fast vier Stunden, bevor wir es hinter uns lassen.

Der Eindruck mag täuschen, aber zwischen Weinheim, Heidelberg und Leimen gibt es so viele Ampeln, wie in ganz Frankfurt nicht! Alles naslang müssen wir stoppen und der Troß zieht sich ziemlich in die Länge. Da heißt es aufpassen, dass keiner verloren geht!

Der Empfang um Punkt 17 Uhr - eine Stunde früher als erwartet - in St. Ilgen ist triumphal: Siggis Schwester Gabi und ihr Mann Jürgen warten am Ortseingang und übernehmen die Leitung. In unmittelbarer Nähe zu ihrer Wohnung haben sie ein idyllisches Plätzchen reserviert, wo wir Traktoren und Wagen abstellen können, um zu übernachten. Das erste Begrüßungsbierchen ist noch nicht geleert, da tuckern drei Oldtimertraktoren um die Ecke: Peter Sembritzki und seine Freunde von der Interessengemeinschaft Oldtimertraktoren Leimen hat von unserem Zwischenhalt im Nachbarstadtteil Wind bekommen und stattet uns einen Besuch ab. Eine Klasse Idee, zumal noch Traktorfreunde aus Mosbach im Odenwald ebenfalls zu uns stoßen. Zwei Stunden lang wird fachgesimpelt und dann laden Gabi und Jürgen zum Grillabend ein.

Ein herrlicher erster Tag und ein fantastischer Tourauftakt. Herzlichen Dank!!!

Lindenduft und neue Strecke

23.06.13 Zweite Etappe der Gotthardt-Tour endet in Achern

Das war ein wirklich schöner und stimmungsvoller Abend bei Gabi und Jürgen in St. Ilgen. Aber wenn es am Schönsten ist, soll man aufhören. Und so sind wir um 23 Uhr ins Bett gekrabbelt – eine Stunde später als geplant, denn um 22 Uhr ist eigentlich „Gotthard-Ruhe“…

Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück sind wir um 8.30 Uhr auf die Piste gegangen. Zunächst über Walldorf und Reilingen in Richtung Waghäusl und dann immer rheinaufwärts. Ziel ist ein Zeltplatz bei Rastatt. Regen begleitet uns die erste Stunde und die Motorradkombis sind unerlässlich. Zudem bläst ein unangenehmer böiger Südwestwind. Aber gegen 10 Uhr reißt der Himmel auf und die Sonne läßt sich blicken… Na also, Petrus ist ein Traktorfan!

Auch dieser Tag hinterlässt bei uns allen tiefe Eindrücke: Eine Lindenallee verströmt ihren unvergleichlich süßen Duft. Ein Rehbock steht drei Meter vom Straßenrand und hebt noch nicht einmal den Kopf, als wir vorbei tuckern. Die kleinen Ortschaften an der Fahrstrecke sind blitzsauber und mit bunten Blumen geschmückt und am Straßenrand winken uns Kinder und Erwachsene zu – manch einer würde sicherlich gerne mitfahren. Aber eines fällt uns auf – wir sehen so gut wie keinen alten Traktor. Entweder werden die vor uns versteckt oder als Schätzchen hinter dem Scheunentor heimlich gehegt und gepflegt.

Die Fahrt macht Spaß. Wenn da nur nicht die B 36 wäre: Sie zieht uns magisch an, es scheint so, als ob alle Wege nur zu dieser Piste führen, auf der die Autofahrer sichtlich genervt von uns sind und wir auch von ihnen. Zudem gibt es immer wieder Umleitungen, weil anscheinend im Badenerland überall Straßensanierungen vorgenommenwerden.

Irgendwann haben wir die Schnauze voll, das Navi hat wegen unserer ständigen Routenänderung aufgegeben und der Akku ist eh schon längst leer. Zudem flattert die Karte wegen des Windes und ist beim Fahren nicht lesbar: Wir verlassen uns ab sofort auf unsere eigene Nase und fahren auf’s Geradewohl. Und siehe da, wir entdecken eine Strecke. die alle Sinne in uns weckt. Rechts der Rhein, dazwischen ein kleines dichtes Auwäldchen und ein glasklarer Bach. Rechts von uns die dunkle Berglinie des Schwarzwaldes. Da reift in uns eine Idee: Wir ändern spontan die geplante Strecke und direkt fahren in Richtung Schwarzwald. Ein neuer Campingplatz wird gesucht und in Achern gefunden. Die Strecke dorthin ist ein Genuss – wenig Verkehr, sie führt durch liebevoll gestaltete kleine Ortschaften und bietet weite Blicke in die Landschaft .

Der Zeltplatz liegt unmittelbar an einem See und verfügt über ein Restaurant (Schnitzel im Übermaß – aber nicht unbedingt ein lukullisches Erlebnis…). Wir sind hundemüde und fallen in unsere Betten. Hinter uns liegen mehr als 10 Stunden auf dem Bock und gute 120 Kilometer.

Morgen geht es  in den Schwarzwald. Mal sehen, was sich so ergibt. Wir liegen gut in der Zeit und haben sogar schon ein paar Kilometer gut gemacht. Mal sehen, wie das Wetter wird.

Ohne Netz und aber nass bis auf die Haut

24.06.13 Dritter Tag der Gotthardttour endet im Glottertal

Es gibt Internetanbieter, deren Netz ist so löchrig, wie unsere Landkarte, nachdem sie dummerweise eine Nacht im Regen lag und total durchgeweicht ist. Der mit dem „e“ und dem Additionszeichen gehört dazu… Jedenfalls haben wir im Schwarzwald so gut wie kein  Handy-Netz und auch heute auf dem Campingplatz im Glottertal ist absolute Funkstille. Deshalb kommt unser Bericht vom Montag erst jetzt und wie gestern ohne Bilder - das holen wir nach.

In der Nacht hat es geschüttet wie aus Eimern und wir haben es nicht bemerkt. Wir waren todmüde. Leider haben wir so Einiges draußen liegen lassen. Karten, Klamotten und Traktorsitzpolster. Verluste sind zwar eingeplant, aber eben nicht alle…

In SWR3 hat uns Andrea Politti in der Morgensendung eine gute Fahrt gewünscht und uns schlechtes Wetter für den heutigen Tag prophezeit. „Vier von Euch werden nass werden…“ Logo, Anno hat ja ein Verdeck. Aber der Wettergott ist gerecht und so hat es auch ihn erwischt. Es schüttet mehrfach aus allen Kübeln und der Regen kommt auch von der Seite…

Auch heute landen wir wieder auf der Bundestraße. Ruck zuck haben wir ein paar Kilometer Stau hinter uns. Also nix wie weg und in die Büsche geschlagen. Wir fahren in Richtung Offenburg und dann weiter nach Gengenbach durch die Ortenau – das Fruchtanbaugebiet des Südens. Es duftet herrlich nach Erdbeeren, die hier auf riesigen Feldern angebaut werden. Nächstes Ziel ist Steinbach. Es schüttet schon wieder. Solchen Feuchtigkeitsmengen sind die Regenanzüge eines bekannten Lebensmitteldiscounters, der mit „A“ beginnt, nicht gewachsen. Das Wasser diffundiert mehr oder weniger direkt durch die gummierte Haut nach innen. Hoffentlich stellt diese Firma keine Kondome her…

Und wie es der Zufall will: Wieder lockt die Bundesstraße. Während Siggi das blaue Schild locker ignoriert, haben die Anderen es rechtzeitig gesehen und fahren geradeaus auf der Landstraße weiter. Eine ungewohnte Situation, denn bislang war der Konvoi immer zusammen. Während der ehemalige Führer des Trosses allein als Verkehrshindernis auf der für Traktoren gesperrten Autostraße unterwegs ist, suchen sich die anderen einen dem Straßenverkehrsrecht konformen Weg und fahren auf der besprochenen Route weiter.

Etwas unorthodox löst Siggi das Problem und wird damit sicherlich Gesprächsthema eines manchen Trucker-Stammtisches im Schwarzwald: Neben der Straße läuft ein befestigter Feldweg. Und da ein Traktor ja nun mal ein Ackerfahrzeug ist und auch keine Leitplanke im Weg steht, setzt er den Blinker und biegt einfach rechts etwas unkonventionell über den Grünstreifen und die daneben liegende Wiese ab… Der Rest ist ein Kinderspiel, die Gruppe findet sich auf einem Großmarktgelände wieder und nach einem Einkauf geht die Fahrt gemeinsam weiter.

Unterwegs überfallen wir einen Metzger, der das Geschäft seines Lebens macht. Norbert ist hungrig und kauft entsprechend ein. Über das Schuttertal geht es steil auf die Schwarzwaldhöhen. Das geht nur im dritten Gang und die Motoren werden das erste Mal richtig heiß. Nächste Stationen sind Schweighausen  – dort sehen wir ein Hinweisschild auf das hessische Schweighausen, immerhin liegen die beiden Ortschaften rund 350 Kilometer auseinander. Über Freiamt und Sexau erreichen wir das Glottertal (Dr. Brinkmann und die Schwarzwaldklinik lassen herzlich grüßen). Gegen 19.30 Uhr ist endlich der Campingplatz in St. Peter in Sicht, wo wir Quartier beziehen.

Hinter uns liegen 92 Kilometer. Das ist eine relativ große Strecke angesichts der vielen Kurven und Steigungen – allerdings hat uns der Tag dem Gotthardt nicht viel näher gebracht. Morgen müssen wir Strecke machen…

Norberts Metzgereinkauf erweist sich als gerade richtig: Steaks, Würste und Lammscheiben neben dem von Liane zubereite Salat verschwinden restlos in unseren Mägen. Überraschend, was so alles in einen hungrigen Menschen hineingeht…

Aber wir sind ziemlich platt. Um 22 Uhr liegen wir in der Koje. Das Beste: Morgen soll es trocken bleiben!!!!

Kalte Nacht im Schwarzwald und warmer Empfang in der Schweiz

25.06.13 Vierter Alpentourtag endet in Oberfrick/Aargau

Junge, Junge – Sommer geht anders! In der Nacht hat es wieder geregnet. Als wir am Morgen aus den Betten kriechen, liegt dichter Nebel über dem Zeltplatz und es ist bitter kalt. Gerade mal knapp fünf Grad meldet das Thermometer an der Anmeldung. Also noch ein Jäckchen zusätzlich.

Wir starten gegen 9 Uhr in St. Peter und verabschieden uns vom gastfreundlichen Campingplatzbetreiber. Dick eingemummelt mit Schal, Mütze, Handschuhen und gefütterter Jacke geht es in Richtung Schauinsland. Der Pass liegt über 1.000 Meter hoch und mit jedem Meter wird es schattiger. . Die Schlepper müssen ganz schön schaffen. 14 Prozent Steigung, da haben die 26 Pferdestärken des IHC ganz schön zu schaffen. Der Motor dampft aus allen Löchern, als wir endlich oben sind. Er kann sich dann ja aber erholen, denn auf der anderen Seite des Berges geht es genau so steil wieder herunter.

Wir machen nicht viele Pausen, denn wir müssen die Grenze heute erreichen, wenn wir im Zeitplan bleiben wollen. Dann ein erster Schreck: Die Bremsen an Norberts Trecker sind fest und lösen sich nicht mehr. Die Bremstrommel ist glühend heiß. Während wir uns schon überlegen, wo die nächste Werkstatt ist, wir das Problem mit Kriechöl zumindest für ´s Erste gelöst, denn nur das Gestänge hat geharkt. Kleine Ursache – große Wirkung.

Mittlerweile kann man unseren Weg an Hand der verlorenen Sachen nachvollziehen. Norbert vermisst sein Handtuch, Siggi den Deckel von seinem „Korbsafe“ und Liane die Mütze. Nur Anno hat noch seine sieben Sachen zusammen. Aber, das gibt sich sicherlich auch noch.

In Bad Säckingen haben wir unsere Vorräte im Großmarkt noch einmal aufgefüllt und das Abendessen gesichert. Es gibt angesichts der Fleischmengen, die wir gestern vertilgt haben, ein vegetarisches Menue: Beim Bauern gekaufte Kartoffeln und Sahnequark. Dazu geschnippelte Erdbeeren, eingelegt in Pfarrers „Traktorschmiere“.

Die Grenzpassage ist absolut unproblematisch – es ist nämlich gar kein Zöllner da. Die kümmern sich gerade um einen Sportwagen mit Schweizer Kennzeichen. Der Fahrer sieht nicht gerade glücklich aus. Besser der, als wir!

Wir beschließen, den angepeilten Campingplatz zu meiden und ein Stück ins Land zu fahren. Norbert fragt eine Bäuerin nach einem Zeltplatz: Volltreffer! Das Ehepaar ist total begeistert und bringt erst einmal ein Schächtelchen Bier. Die beiden sind wirklich nette Leute. Ihr Bauernhof ist eine Arche: Hängebauchschweine, Esel, Enten, Hunde  und anderes Viehzeug leben hier wie im Paradies. Sie tragen alle Namen und sind damit Familienmitglieder. Der Weg auf den Tisch bleibt ihnen erspart, denn Familienmitglieder isst man nicht! Dafür bekommen wir eine Einladung zum Frühstück. Um 7.30 Uhr ist morgen früh der Tisch gedeckt.

Auch der Nachbar, der eine Maschinenhalle mit einem ebenen Vorplatz besitzt, ist gastfreundlich. Bei ihm können wir unsere Traktoren und die Wagen abstellen und für den Morgen hat er uns ein frisch gebackenes Bauernbrot avisiert.

Lianes Quark schmeckt übrigens vorzüglich. Wir geben ihr drei (von fünf möglichen) Kochmützen. Volle Punktzahl geht leider noch nicht, sie muss sich ja noch steigern können.

Ganz nebenbei, die „Traktorenschmiere“ des Pfarrers ist mehr eine „Tastaturschmiere“. Denn immer wenn Norbert und ich abends diese Zeilen tippen, gibt es ein oder zwei „Wänzige Schlöckchen…“

Frühstück im Aaargau und Nudeln am Vierwaldstätter See

26.06.13 Küsnacht ist Endpunkt des fünften Alpentour-Tages

Da sage noch einer, dass so ein Traktor langsam ist. Der kann ja mit uns mal auf eine Reise gehen. Gestern haben wir die Grenze zur Schweiz überquert, heute sehen wir schon das schneebedeckte (!!!) Gotthard-Massiv  in greifbarer Nähe.

Doch von Anfang an: Pünktlich um 7.30 Uhr ruft uns in Oberfrick der Nachbar des nächtlichen Rastplatzes zum Frühstück und wir ziehen geschlossen in der gemütlichen Küche des typischen Aargauer Bauernhauses ein. Dort wartet ein übervoll gedeckter Tisch mit frisch gebackenem Brot, Schinken, Wurst, Käse und Marmelade auf uns. Der duftende Kaffee weckt unsere Lebensgeister und macht uns fit für die Fahrt. Renate und Hansjakob Dätwyler vom Brügglihof in Wittnach ein herzliches „Dankeschön“! Sie haben echte Schweizer Gastfreundschaft geboten, an die wir noch gerne lange zurückdenken!

Überraschung Nummer zwei: Auf meinem Traktorsitz finden wir eine Tasche prall gefüllt mit Bauernbrot, frischer Milch, selbstgemachter Erdbeermarmelade und Schokolade für das zweite Frühstück. Das hat der Besitzer des Platzes, auf dem wir stehen, dort deponiert. Auch Herrn Brunner vom Oberhof sei herzlich gedankt. Es hat köstlich geschmeckt!

Über Aaarau geht es in Richtung Hallerwilier See. Dort sehen wir typische alte Bauernhäuser, aber auch protzige riesige Villen. Dazwischen gepflegte Obstpantagen und große Weinberge. Der See liegt wie ein Spiegel vor uns und glänzt in der Sonne (ja, sie war es wirklich, und zeitweise war es richtig warm!)

Die Strecke ist ein Trainingsprogramm für die Schlepper: Steigungen, dass man die Ohren anlegt und Gefälle mit 16 Prozent – inklusive Baustelle. Da fahren wir lieber mal mit einem kleinen Gang, um die Bremsen zu schonen.

Unterwegs überholt ein hupender LKW-Fahrer. Der hat sich aber gar nicht über uns geärgert, sondern er hat gesehen, dass an Annos Hänger das Kabel am Boden schleift. Bevor Anno absteigen kann, ist der Lastwagenlenker aus dem Führerhaus gekrabbelt und löst das Problem. So sind sie die Schweizer – einfach freundlich und hilfsbereit.

Am Hallerwilier See bekommen wir Besuch. Vereinsmitglied Roland Günther ist mit seiner Frau unterwegs zu seinem Schweizer Ferienhaus. Er macht einen Umweg, um Anno von Zuhause aus Diedenbergen warme Klamotten zu bringen. Der hatte sich zu sehr auf Sommer eingestellt.

Am Abend gegen 18 Uhr erreichen wir Küsnacht am Vierwaldstätter See. Ein geschichtsträchtiger Ort, an dem der Überlieferung nach die Schweiz mit dem „Rütli-Schwur“ gegründet wurde.

Bei Nudeln und Tomatensoße ziehen wir Bilanz: Wir sind glatte zwei Tage zu früh, denn der Aufstieg auf den Pass ist eigentlich für Samstag geplant. Der Grund: Wir wollen dort zusammen mit Vereinskollegen feiern, die extra in die Schweiz fahren. Also werden wir uns eine Ruhepause gönnen und uns die Altstadt von Küsnacht ansehen. Vielleicht gehen wir auch einkaufen – die pfarrersche „Traktorenschmiere“ geht langsam zur Neige…

Letztes Bergtraining beim Ruhetag in Küsnacht

27.06.13 Morgen wagen wir den Gipfelsturm zum Gotthard-Pass

Der Wetterbericht hatte Recht: Heute morgen prohezeite er für den ganzen Tag Regen und Gewitter. Da jagt man keinen Hund vor die Tür und schon gar nicht auf den Gotthard. Der versteckt sich übrigens hinter einer dichten Wolkenwand und will von uns nichts wissen – und wir nichts von ihm! Wir haben beschlossen, unseren Aufenthalt in Küsnacht spontan zu verlängern. Wir waren schon startbereit – nun wird wieder abgerödelt: Tische raus, Strom gelegt, Wagen abgehängt, denn wir wollen die Regenpausen nutzen, um in das Städtchen zu fahren.

Erst mal ein ausgiebiges Frühstück. Norbert nimmt die „Schloßküche“ in seinem Wagen in Betrieb. Es gibt Speck mit Eiern und Kartoffeln als „Vorspeise“. Anschließend frische Brötchen, die Anno aus der Bäckerei geholt hat. Dazu musste er erst einmal einen steilen Pfad hinaufklettern. Frühsport für unseren Senior, der sich – wie alle anderen - absolut fit fühlt. Dann wird das Menue erweitert: Frische Marmelade und die letzten Zipfel der köstlichen Salami, die die Delkenheimer Metzgerei Brauer mir in einem großen „Carpaket“ mitgegeben hatte. (Dickes Dankeschön von der ganzen Mannschaft!!!) Dazu Käse und Butter, und wer es süß will, für den gibt es frischen Erdbeermus und Siggi kriegt auch noch eine rohe Kohlrabi. Juliane hat einen köstlichen Filterkaffee gekocht. Überhaupt leben wir nicht schlecht. Vermutlich werden alle ein paar Gramm mehr nach Hause bringen. Für heute abend wird der Grill angeheizt – es gibt nach der Vorspeise (Nudeln mit Tomaten-Sahnesoße) Fisch und Hähnchen.

Küsnacht ist ein nettes Städten. Nur gibt s hier keinen Laden, in dem man einen simlookfreien Internetstick kaufen kann. Die Rominggebühren für unsere Berichte sind nämlich gewaltig, und vermutlich wird nach der Fahrt bei Eplus ein rauschendes Betriebsfest gefeiert. Hätten wir das geahnt, hätten wir vor dem Trip ein Sponsoring-Programm ins Leben gerufen. Wie dem auch sei, es wird die Berichte weiter geben…

Bei der Gelegenheit: Was macht man mit einem Parkschein, wenn man keine Windschutzscheibe hat, hinter die man ihn legen kann. Einstecken hilft ja nicht - das gibt gibt ein Knöllchen (die in der Schweiz ja ziemlich hoch sind). Die Lösung: Man klebt ihn auf die Motorhaube. Die Rolle Tesa ist immer an Bord. Zur Sicherheit machen wir mal Fotos...

Vor dem Abendessen haben wir noch einmal ein „Trainingsprogramm“ absolviert und eine der umliegenden Viehalpen gestürmt. Aber holla! – da ging es steil bergauf und auch wieder hinunter. Aber die Schlepper haben wie die Bergziegen die Höhen erklommen. Zugegeben: Wir haben es ihnen etwas leichter gemacht: Die Hänger sind auf dem Platz geblieben.

Die Bildzeitung und auch Radio FFH haben heute über unsere Tour berichtet. Seit dem steht das Telefon nicht mehr still und wir kriegen jede Menge Mails. Die können wir leider nicht alle beantworten - sonst können wir nämlich nicht mehr fahren. Also nicht traurig sein, wenn wir uns nicht melden. Wir haben alle gelesen und freuen uns riesig üerb die vielen guten Wünsche!

Morgen früh um 7 Uhr werden wir zum Gipfelsturm ansetzen. Auf dem Berg sind es gerade mal sieben Grad, aber es soll trocken bleiben. Wir werden uns dick einmummeln und total unsexy auf lange Unterhosen umsteigen. Dazu gibt es Vliesjäckchen und winddichte Jacken, Mützen mit Kaputzen und auch Handschuhe. Eigentlich hatten wir eine sommerliche Bergtour geplant und keine Expedition in die Antarktis…

Drückt uns mal die Daumen!

Wir sind oben und frieren wie die Schneider

28.06.13 Das Ziel Gotthard ist am sechsten Tag erreicht

Es ist 15.13 Uhr und das Ortschild von Andermatt steht direkt vor uns – wir haben unser Ziel erreicht. Jedenfalls fast, denn zum Pass und dem Hospiz sind es nur noch zwei Kilometer. Die fahren wir morgen, denn heute steuern wir erst einmal den Campingplatz in Andermatt an.

Gestern Abend haben wir unsere Sachen zusammengepackt, damit wir früh losfahren können. Kurz vor dem mehr als reichhaltigen Abendessen gibt es noch einmal einen Regenschauer. Und plötzlich schaut die Sonne hinter den schwarzen Wolken hervor und zaubert einen Regenbogen, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Er spannt sich minutenlang in allen Farben über unsere Wagen – wenn das kein gutes Ohmen ist!

Am Morgen sind wir um sieben Uhr in Küstnacht gestartet. Juliane hat ganz früh Kaffee gekocht. Auf das Frühstück verzichten wir erst einmal, wir werden unterwegs einen Imbiss nehmen.

Kurz nach Küsnacht haben wir gefühlte zehn Kilometer Stau hinter uns – die Schlange im Rückspiegel ist endlos. Es gibt aber nur wenige Stellen, die uns ein Ausweichen ermöglichen. Endlich können wir abbiegen und wir lieber fahren ein Stück von der Straße weg, damit uns keiner mehr sieht.  Nach dem 20. Auto weiß ja keiner, dass vorne so blöde Traktoren fahren, und warum es eine halbe Stunde nur im 15-Kilometer-Tempo weiter gegangen ist. Geschlagene 20 Minuten wälzt sich der aufgestaute Konvoi an uns vorbei, dann ist die Luft wieder rein und wir können weitertuckern.

Die Strecke selbst ist wunderschön und führt dicht am See entlang an altehrwürdigen Hotels mit dem prächtigen Charme der 30er bis 50er Jahre. Typische Bauernhäuser wechseln mit riesigen Villen – manche sind architektonische Alpträume. Die Ortschaften sind blitzsauber und die Grünanlagen super gepflegt. Gegenüber sehen wir steil aufragende Berge, und auch auf unserer Seite geht es senkrecht nach oben und unten. Atemberaubend und lieblich zugleich ist der Vierwaldstätter See, auf dem die weißen Ausflugsdampfer ihre ersten Tagesfahren unternehmen.

Das Wetter hat sich gebessert. Zwar schickt Petrus ab und zu noch einen Schauer, aber es wird wärmer und ab und zu sehen wir sogar die Sonne. Jedenfalls ist er mit der Jahreszeit noch nicht so richtig orintiert. April ist schon ein paar Tage her.

Unterwegs passieren wir die Baustelle des St. Gotthardt-Basistunnels, der ab 2016 die leistungsfähige Zugverbindung zwischen der Schweiz und Italien bildet. Ein gewaltiges Bauwerk, über das wir uns im Info-Center ins Bild setzen lassen.

Gegen halb zehn erreichen wir Brunnen. Jetzt wird es haarig, denn unsere Straße ist Autobahn, Bundes- und Landstraße zugleich. Ein Verkehr, der sich gewaschen hat. Es kommt, wie es kommen muss: Ein riesiger Stau hinter uns.  Da heißt es Nerven bewahren  - und einfach in aller Ruhe weiterfahren, bis es eine Ausweichmöglichkeit gibt. Die sind allerdings eher selten.

Die Schweizer Autofahrerinnen und Autofahrer sind ein diszipiniertes Völkchen – und sie haben Humor und Gelassenheit. 99,9 Prozent sind freundlich und grüßen. Zugegeben, das sind vorwiegend die, die entgegen kommen. Logo, die zuckeln ja auch nicht im Schneckentempo hinter uns durch die Landschaft. Aber auch die uns überholen, winken uns – der eine oder andere auch mal mit der Faust. Meist sind das LKW-Fahrer, die Termindruck haben. Aber ausweichen geht halt auf der schmalen Seetrasse nicht – wir fahren Traktoren und keine Schiffe…

Verrückte Traktorenfans gibt es überall - auch in der Schweiz. Einen davon treffen wir in Altdorf. Der hat echte Raritäten in seinem Vorgarten stehen und wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Bereitwillig erzählt er uns die Geschichte seiner Schätzchen, zeigt uns den Holzvergaser, den Fordson, die Standmotoren, die seltenen Exemplare des Hürlimans und all die anderen Ackerrösser, nach denen sich echte Kenner alle Finger schlecken. Ein netter Kerl, der sein Hobby lebt und mit Herz und Seele bei der Sache ist. Wir wären gerne noch ein Stündchen oder zwei gelieben, aber der Berg ruft.

Ab Brunnen geht es stetig aufwärts – zunächst ganz gemütlich, dann immer mehr. Und in Göschenen beginnt die Serpentinenstrecke. Neben uns läuft die Autobahn. Da gibt es den obligatorischen Stau und wir haben einen Heidenspaß daran, am Stau vorbeizufahren und den Jungs in ihren stehenden Kisten zuzuwinken. So geht Reisen!

Jetzt müssen unsere Eisenrösser mal zeigen, was in ihnen steckt. Anno fährt vor, weil er im Konvoi zu langsam ist und sonst die Zugkraft von seinem Motor nicht ausnutzen kann. Siggi ist die Nummer zwei. Sein ICH 326 schnurrt wie ein Kätzchen. Im vierten(!) Gang zieht er den Schäferwagen auf die Passhöhe. Uwe und Liane haben den Zweiylinder-Deutz  – der hämmert und wirft tiefschwarze Rauchwolken aus. Also runterschalten und langsam fahren. Und zum Schluss fährt Norbert, sozusagen als Sicherung, falls einem die Puste ausgeht. Bis auf zwei Ferrarifahrer und einen bekloppten Deutschen, der sich so dazwischen drängelt, dass es fast kracht, gibt es keine Probleme und wir erreichen um 15.13 Uhr das Ortsschild von Andermatt. Das Ziel ist erreicht.

Der Campingplatz ist nicht gerade einladend. Eine Steinwüste am Ortsausgang. Aber was soll es. Hier gibt es Durschen, Toiletten und die Wagen stehen gerade. Morgen soll das Wetter ganz mies werden. Wahrscheinlich hängen wir ab, um nur mit den Schleppern zum Pass zu fahren.

Bevor wir zu Lianes leckerer heißen Linsensuppe mit Würstchen schreiten, haben wir uns im Ort ein (nein zwei) Bierchen genehmigt. Mittlerweile hat das Wetter umgeschlagen: Es ist lausig kalt und der Wind treibt eiskalte Regenschauer über unsere Wagen. Um es mit Norberts Worten zu sagen: „Gut, dass unser Bier warm ist…“

Eventuell fahren wir schon morgen weiter. Der Susten-Pass ist noch rund 800 Meter höher und für unser Kältetrainig der geeignete Ort. Wir freuen uns jetzt schon (brrrrrrrrrrrrrrrrrrr….)

Prost Herr Pfarrer: Jetzt killen wir den letzten Rest „Traktorenschmiere“, damit uns warm wird!

Zwei Pässe und die Traktortaufe

29.06.13 Siebter Tag der Alpentour bringt Stillstand, aber jede Menge Spaß.

 

Eines muss man dem Schweizer Wetterbericht lassen, er ist genauso zuverlässig, wie die in diesem Land gefertigten Uhren! Für heute, dem siebten Tag unserer Reise, hat er Sauwetter phrophezeit: Starken Regen, böigen Wind, Kälte und Nebel. Na toll – und da sollen wir über den Sustenpass, der noch 800 Meter höher ist als unser jetziger Standort?

Wir haben entschieden zu bleiben. Morgen soll es nämlich wärmer und sonniger werden. Und wir haben ja Zeit. So erleben wir ganz nebenbei auch noch die Vorbeifahrt der hitorischen Postkutsche und einen Alp-Auftrieb. Die jungen Rinder werden mit Lastwagen gebracht und stürmen, als die Klappe geöffnet wird, sofort ins Freie. Wahrscheinlich riechen sie schon das herrlich duftende Gras. Bevor sie aber bis zu den Knieen im saftigen futer stehen, müssen sie ein paar Kilometer bergaufwärts laufen.

Genau dorthin wollen wir auch – „Aufi muss i, aufi…“ Mit diesem Lied aus dem „Watzmann“ hat Siggi die Mannschaft am Morgen um acht Uhr aus den Betten geworfen. Mangels Lautsprecher hat er es selbst gesungen. Nur mit Mühe konnte eine Panik vermieden werden…

Da nur wenige hundert Meter entfernt mehrmals am Tag der Glacier-Express vorbeifährt, beschließen wir ein Stück mit dieser schönen roten Bergbahn zu fahren. Am Bahnhof sind wir dann aber schon irritiert. Haben wir uns verfahren? Sind wir statt auf den Gotthard auf den Fuji getuckert? Überall Japaner! Hunderte! Sie wuseln überall herum -in der Wartehalle, auf den Gehsteigen und auch am Fahrkartenschalter. Wohin das Auge blickt: Japaner jeglichen Alters und in allen Größen. Sie sind einfach überall. Der einzige Schweizer ist der Fahrdienstleiter. Er hat die sprichwörtliche Ruhe weg und überblickt das Chaos. Ruck zuck sind alle in den bereitstehenden Bussen verstaut und es kehrt wieder Stille ein. Wir sind beruhigt – also doch Schweizer Alpen.

Die Fahrt von Andermatt zum Oberalp-Pass mit der feuerroten Zahnradbahn ist ein Erlebnis. Wir sind Petrus regelrecht dankbar, dass er uns gezwungen hat, nicht weiter zu fahren und auf unserem Campingplatz stehen zu bleiben. Die Bahnstrecke ist beeindruckend steil und die Gleisführung ein Wunderwerk der Ingenieurstechnik. Aber das Bähnchen windet sich unbeirrt über viele Kehren, Tunnels und Lawinenüberbauungen in Richtung Pass. Vor uns die wunderschöne Schweizer Bergwelt und unten im Tal das Dörfchen Andermatt, an dessen Ortsrand wir wie in einer Modelleisenbahnwelt winzig klein unsere vier Gespanne stehen sehen. Einfach toll.

Oh, was sind wir froh, nicht auf den Traktoren zu sitzen. Als wir aus dem Zug aussteigen, bläst ein eiskalter Wind und treibt Nebelfetzen in Richtung Gipfel. Es schüttet wie aus Kübeln und vor uns liegen noch große Schneefelder. Nein, das hätte keinen Spaß gemacht über den noch viel höheren Sustenpass zu fahren. Zumal die Talfahrt auf der nassen Straße ja auch nicht ganz ungefährlich gewesen wäre. Wir machen das Beste drauß‘ und kehren einfach in die 50 Meter weiter gelegene Jausenstation ein, trinken und essen etwas und lassen es uns einfach gut gehen. Als wir nach zwei Stunden wieder in Richtung Bahnhof gehen, blitzt die Sonne hinter den Wolken hervor.

Das bessere Wetter vom über 2.000 Meter hohen Pass ist in Andermatt allerdings noch nicht angekommen. Dicker Nebel liegt über dem Ort und Regenschauer prasseln auf uns nieder. Zeit für ein ausgiebiges Mittagsschläfchen. Wir haben ja schon viel geschafft – schließlich haben wir – wenn auch mit fremder Hilfe - einen Pass bezwungen.

Es ist 18 Uhr und der Himmel reißt auf. Der Regen hat (fast) aufgehört und so reift der spontane Beschluss: „Wir fahren jetzt hinauf zum Gotthard-Pass!“ Auf der einen Karte sind es zwei Kilometer, auf der anderen neun. Egal, da wollen wir jetzt hin! Also rauf auf die Schlepper und los geht es.

Wir glauben ab sofort nur noch der Karte mit den größeren Kilometerangaben – es sind tatsächlich fast 10 Kilometer bis zum Hospitz. Je höher wir kommen, desto besser wird das Wetter: Die Sonne kommt durch und die Berge leuchten mit ihren weißen Spitzen. Dann aber ist ganz plötzlich Schluss mit lustig. Ein eiskalter Wind fegt vom Gipfel in Richtung Tal und Nebel zieht auf. Aber was soll’s – unser Ziel ist greifbar nah. Nach einer guten dreiviertel Stunde biegen wir am Hospitz ein.

Eigentlich feiert Siggis IHC 326 am 1. Juli seinen Geburtstag. An diesem Tag wurde er vor genau 50 Jahren von seinem Schwiegervater Hugo Diefenbach zugelassen. Und der eigentliche Anlass der Fahrt ist ja auch dieses Jubiläum, das wir auf dem Gotthard feiern wollten. Nun sind wir etwas zu früh und einen weiteren Tag verplempern wollen wir auch nicht. Also wird der Geburtstag vorgezogen. Gefeiert wird, wann es passt. Basta!

Wir haben drei Piccolo mit auf den Pass genommen. Und in einer kleinen feierlichen Zeremonie, kippen wir dem Geburtstagskind einen guten Schluck in den Kühler. Der Rest der Flasche wird unter uns aufgeteilt. „Allzeit gute Fahrt und weitere 50 gute Jahre“, das ist unser Wunsch für den kleinen roten Bulldog, der fünf Jahrzehnte lang treu seine Dienste getan hat und jetzt mit seinem Besitzer Siggi auf der Reise seines Lebens ist. Verbunden ist der Dank mit der lieben Erinnerung an Ilse und Hugo Diefenbach, die fast vier Jahrzehnte lang auf ihrem Bauernhof in Delkenheim den IHC gepfegt und gehegt haben. Ohne ihre Sorgfalt bei der Wartung und im Umgang mit der Technik wäre diese Tour kaum möglich gewesen. Dank aber auch an die Begleiter vom HLDö, die mit ihnm diese ungewöhnliche  Alpenreise unternommen haben. Es ist schön, solche Freunde zu haben!!!

Lange aufhalten können wir uns nicht – es ist tierisch kalt. Ein paar Erinnerungsfotos, dann geht es im Eilzugstempo über die alte Passtraße zurück ins „Basislager“. Zum Abendessen gibt es Käsenudeln mit gerösteten Zwiebeln im „Schloßhotel“. Welch ein Glück, dass Norbert seinen Wagen so groß gebaut hat. Auch, wenn wir ihn immer lästernd als „Schloß Neuschwanstein“ bezeichnet haben, jetzt sind wir froh darüber und nutzen ihn als Speisesaal.

Da der heilige Schnaps zur Neige gegangen ist, gibt es zum Tagesabschluss einen Schweizer Williams. Nicht schlecht, es fehlt ihm aber der geistliche Segen…

Sustenpassüberquerung – Eindrücke am laufenden Band

30.06.13 Achter Tag der Alpentour wird zum Höhepunkt der Reise

Den heutigen Tag in Worte zu fassen ist schwer. Wir stehen in Innertkirchen auf einer Wiese in einem breiten Tal – hinter uns rausch ein Wasserfall und rundum türmen sich die schroffen Felsen der Berge auf. Ein paar Milane kreisen über uns und die Sonne wärmt uns auf. Es ist einfach herrlich.

Anno hat einen Bauern gefragt, ob wir irgendwo stehen können, und der hat uns gleich seine Wiese zur Verfügung gestellt. Die Leute sind einfach freundlich und hilfsbereit. Ein dreifaches Hoch auf die Schweiz!

Heute morgen sind wir um acht Uhr in Andermatt gestartet. Die Abfahrt nach Göschenen und Wassen war problemlos – wir haben so gut wie keinen Verkehr, die Auo- und Motorradfahrer schlafen noch. Links sehen wir die Teufelsbrücke und auch die Bahngleise mit der Zahlstange von der Gotthardbahn, die sich langsam den Pass hinaufschlängelt.

In Wassen biegen wir links ab in Richtung Sustenpass. Von Anfang an geht es steil aufwärts. Norbert fährt vor und ist nach ein paar Minuten aus dem Gesichtsfeld verschwunden. Siggis IHC schnurrt im vierten Gang die Rampe hinauf. Auch Anno hat keine Probleme – nur der Zweizylinder von Uwe und Liane schnauft. Teilweise muss er im zweiten Gang die Höhe erklimmen. Aber auch er kommt schließlich ans Ziel.

Wir werden lange brauchen, um die Eindrücke dieses Tages zu verarbeiten. Unzählige Kurven, Kehren und Tunnels liegen auf unserem Weg. Man sieht, die sich die Straße den Berg hinauf schlängelt und denkt: „Da sollen wir rauf…?“ Eine halbe Stunde später erreicht man genau den Punkt, den man gesehen hat, und es geht immer noch aufwärts. Von überall kommt Wasser, es sprudelt aus zahllosen Quellen und stürzt in weißer Gicht nach unten. In der Luft ist – trotz Motorengeräusch deutlich wahrnehmbar – ein ständiges Rauschen. Je höher wir steigen, desto schroffer wird die Bergwelt. Die ersten Schneefelder sind zu sehen und mächtige Wächten, aus denen ununterbrochen Wasser tropft. Je näher wir dem Pass kommen, umso mehr Schnee umgibt uns – und dann kommt endlich der Felsdurchbruch an der Passhöhe. Wir sind auf 2.244 Metern Höhe! Knapp zwei Stunden hat die Fahrt gedauert, die uns allen für immer im Gedächtnis bleiben wird.

Auf dem Parkplatz gibt es erst mal eine Rast. Wirwarten auf die Freunde aus Diedenbergen. Stephan und Holger Müller sowie Dieter Dietz haben die Reise unternommen, um uns zu besuchen. Sie bringenzwei Freunde mit, die am Bodensee wohnen und die sie besucht haben. Wir genießen die Wärme der Sonne und haben Spß am Interesse der vielen Menschen, die immer wieder auf uns zu kommen. „Mit dem Traktor aus Deutschland über die Alpenpässe – wie kommt man denn auf diese Idee…?“

Die Abfahrt ins Tal ist genauso spektakulär wie der Aufstieg. Ein toller Ausblick wechselt mit dem anderen. Nur die Motorradfahrer nerven, die jetzt zu hunderten auf der Passtraße unterwegs sind. Sie und auch die Autofahrer wissen ja gar nicht, was sie versäumen. Sie sehen nicht die Blumen am Wegrand – blauer Enzian, rote Alpenrosen, Fingerhut und all die anderen Pflanzen der bunten Bergwiesen. Sie haben keine Zeit, die Dohlen am Gipfel zu beobachten oder zu sehen, wie die Wolkenschatten über die Gipfel ziehen. Wir haben alle Zeit dieser Welt, unsere Umwelt wahrzunehmen.

Wir werden einige Tage brauchen, um all die Bilder und Eindrücke von heute zu verarbeiten und sind erst mal geplättet. Morgen geht es weiter – wir haben noch ein paar Pässe vor uns.

Was für ein Tag!

01.07.13 Die Glaubenbieler Höhe topt am neuten Tag der Alpentour alle Passfahrten

Pünktlich um 7 Uhr hat Siggi die Mannschaft mit dem obligatorischen Weckruf „Wie schallt `s von der Höh‘?- Holadihiadihö!“ geweckt. Die Resonanz der Mitfahrer ist – vornehm ausgedrückt – eher etwas zurückhaltend. Dann aber schälen Sie sich doch aus den Betten.

Das Badezimmer ist etwas einfach: Ein Brunnen mit fließend kaltem (!!!) Quellwasser. Die Morgentoilette fällt deshalb etwas kürzer aus. Dafür wird das Frühstück länger. Der Tisch ist reichhaltig gedeckt und die Natur gibt die Dekoration. Wir beobachten ein Kolkrabenpärchen beim Füttern der Jungen und auch die Milane sind unterwegs, um Nahrung für den Nachwuchs herbei zu schaffen.

Gestern Abend haben wir noch einen Spaziergang gemacht. Ganz in der Nähe gibt es einen kleinen Wasserfall. Geschätzte hundert Meter stürzt der Bach in die Tiefe. Sein Rauschen begleitet uns später in den Schlaf.

Alte Traktoren stehen überall. Der Nachbar zeigt uns stolz seinen Fahr-Trecker, Baujahr 1961. Der tut noch immer seinen Dienst, im Moment ist der Heuwender angekoppelt. Auch unser Gastgeber Peter Armacher hat einen Oldie in der Garage. Er nennt einen Bucher sein Eigen. Am Morgen bringt er uns Proviant für unterwegs: Ein Fläschchen beste Pflaume aus seiner Lohnbrennerei. Ein herzliches Dankeschön!

Was vor uns liegt, ahnen wir noch nicht. Es wird jedenfalls für die Mannschaft und die Traktoren der härteste Tag der bisherigen Reise. Weder Gotthard-Pass noch Susten haben uns so gefodert, wie die Glaubenbieler Höhe. Zum einen, weil diese Straße auf weiten Strecken eigentlich ein besserer asphaltierter Feldweg ist. Unglaublich schmal –mit Gegenverkehr. Da heißt es aufpassen wie ein Luchs, damit man rechtzeitig einen Ausweichplatz erreicht. Rechts geht es ziemlich steil nach unten. Na danke, da halten wir zum Bankett lieber etwas Abstand. Zum zweiten, weil diese Passtraße, die bei etwas über 1.600 Metern die maximale Höhe erreicht, Steigungen hat, die es in sich haben. Die Motoren hämmern und werden heiß – da hilft nur, herunterschalten und gaaaanz langsam den Berg hinaufkraxeln. Das macht den Maschinen wenig Spaß, uns auch nicht, weil wir Angst um die Motoren haben und erst recht nicht denen, die hinter uns sind. Was soll’s – da müssen wir alle durch!

Dafür werden wir durch Ausblicke entschädigt, die eigentlich unbeschreiblich sind. Es ist sonnig, die Luft ist klar – wir können unendlich weit sehen. Unten im Tal liegt das Kurort Lungern am See (jetzt wissen wir auch, woher das Wort „rumlungern“ kommt – da sieht man nur Rentner im Müßiggang). Ganz hinten am Horizont die schneebeckten Gipfel von Mönch, Jungfrau und Eiger und ringsum die saftig grünen Matten der Almen. Dicht unterhalb der Baumgrenze machen wir Rast. Am besten haben die Traktoren von Norbert und Anno durchgehalten. Uwe und Lianes Deutz ist mächtig ins Schwitzen gekommen und bläst aus allen Löchern. Siggis IHC ist etwas zu heiß geworden. Auf dem Kühlwasser schwimmt ein Ölfilm – die Zylinderkopfdichtung hat wohl eine Undichtigkeit. Wir beschließen weiter zu fahren und das Problem zu beobachten.

Die Abfahrt vom Pass ist genau so heftig wie die Auffahrt. Eine Kehre folgt der anderen und es geht steil nach unten. Kleiner Gang und Motorbremse heißt die Devise. Gut, dass wir auflaufgebremste Hänger haben, dann schiebt es nicht so.

Für Anno gibt es bei der Abfahrt einen ziemlichen Schreck: Beim Überholen bleibt ein LKW mit dem Spiegel am Wagen hängen. Der gewaltige Knall hängt ihm den halben Abend nach. Gut, dass nicht mehr passiert ist.

Wir kommen durch die Wintersportorte Sörenberg und Flühi. Dabei fällt auf, dass die Schweizer sorgsamer mit der Natur umgehen, wie die Franzosen oder die Italiener. Hier gibt es keine Hochhäuser. Die Hotels haben den typischen Baustil der Region und passen sich der Umwelt weitgehend an.

Einen Schlafplatz zu finden ist diesmal nicht einfach. Eigentlich wollen wir wieder auf einen Campingplatz, um zu duschen. Außerdem brauchen wir Strom für den PC, sonst können wir nichts ins Netz stellen. Aber es gibt einfach keinen Platz. Also biegen wir ab und suchen uns wieder einen Bauernhof. Nach etwas Fahrerei landen wir in einem Tal direkt an der Kleinen Emme – ein glasklares Flüsschen, das zu Baden einlädt – ehrlich gesagt nur Norbert und Anno. Den anderen war es zu kalt. Wir verschweigen an dieser Stelle besser, wie sich das Bad auf die männlichen Geschlechtsorgane der mutigen Bachschwimmer ausgewirkt hat und hoffen, dass sich das Problem bis zur Rückkehr gelöst hat.

Der Abend ist herrlich. Neben uns rauscht der Bach, auf dem Grill liegen zwei Dutzend Geflügelteile, dazu gibt es einen von Juliane zubereiteten herrlichen bunten Salat. Der Nachbar bringt uns noch eine Stromleitung und zum Abschluss gibt es ein Schnäpschen von Herr Armacher. Das ist so köstlich, dass wir gerade überlegen, ob wir noch einmal zurückfahren…

Mit Gottes Hilfe zum Übernachtungsplatz

02.07.13 Elfter Tag der Alpentour mit nur kurzer Strecke aber viel Stress

Wir sind heute nicht weit gekommen. Gerade mal knapp 60 Kilometer liegen hinter uns, und wir sind so platt wie die Flundern.

Heute morgen um 9 Uhr haben wir uns von unseren Gastgebern verabschiedet und haben das Tal der Kleinen Emme verlassen. Wir haben wieder „Natur pur“ erlebt. Aber nach zwei Kilometern geht es auf die Bundesstraße. Es herrscht irrsinnig viel Verkehr. Ein Laster nach dem anderen überholt uns und man muss genau so oft und lange in die Spiegel schauen, wie voraus. Obwohl wir immer wieder  jede Gelegenheit nutzen, den Verkehr passieren zu lassen, bilden sich lange Schlangen hinter dem Tross. Es nervt! Selbst auf den kleinen Nebenstraßen ist die Hölle los. Ja, ist den die ganze Schweiz auf unserer Strecke unterwegs???????????

Wir machen Rast in St. Urban. Dort gibt es eine der schönsten Schweizer Barock-Kirchen. Und da wir eh etwas Ruhe brauchen, besichtigen wir die Klosteranlage und auch das Gotteshaus. Es wurde vor nicht all zu langer Zeit renoviert und präsentiert sich inseiner ganzen Pracht. Besonders beeindruckt hat uns das Chorgestühl, an dem berühmte Holzschnitzer 40 Jahre (ja damals hatte man noch Zeit!) geschnitzt haben.

Norbert zündet eine Kerze an: „Damit wir wieder gesund nach Hause kommen und heute einen Campingplatz finden…“ Na ja, wofür der Herrgott alles zuständig ist…“

Auf dem Parkplatz gibt es einen stärkenden Imbiss und wie immer, wenn wir Rast machen, bekommen wir Besuch. „Wo kommt Ihr her? Und wo soll es hingehen?“ Wir erzählen unsere Geschichte, ernten ungläubiges Staunen und dann kommt der Satz, den wir jetzt schon zum x-ten Mal gehört haben: „Ich habe auch einen alten Traktor…“. In diesem Fall ist es ein MF 135 – also der gleiche Schlepper, den Norbert fährt. Im Verlauf des Gespräches fragen wir nach einem Campingplatz, denn auf unserer Karte ist weit und breit das Zeltsymbol nicht zu finden. „Da gibt es keinen – aber ihr könnt bei mir übernachten. Und so landen wir – Norberts Kerze sei Dank – in Niederbipp im Aaretal. Vor uns die Höhen des Schweizer Jura.

Zum Abendessen gibt es Gemüseeintopf –wir leben ja schließlich gesund! Und danach ein Schachspiel. Norbert betreibt Understatement:“ Ich kann eigentlich gar nicht spielen…“ Dann zieht er aber alle aneren ab.

Für morgen ist schlechtes Wetter angekündigt. Aber wir werden trotzdem ein Stück fahren. Wir haben wieder kleine Straßen auf der Karte gesucht. Mal sehen, ob die Schweizer auch dann wieder alle unterwegs sind…

Jedenfalls müsen wir morgen mal einen leeren Container für unsere Flaschensammlung finden. Wir sind ein fahrender Altglastransport….

 

Ein „Schümli“ zum Wärmen und unfreiwilliger verregneter Grillabend

Der zwölfte Alpenreisetag wartet mit einigen Überraschungen auf

 

Wir haben es ja schon ein paar Mal gesagt: Traktorfahren schafft Freunde!
Das haben wir gerade heute wieder erlebt. Wir sind stundenlang im strömenden Regen gefahren. Es hat geschüttet wie aus Eimern und besonders auf den Höhen hat uns ein heftiger und sehr böiger Wind die Regentropfen ins Gesicht geblasen. Plötzlich überholt uns nach dem Grenzübertritt nach in Frankreich im tiefen Elsass ein Auto mit Schweizer Nummernschild und 200 Meter weiter stoppt der Fahrer unseren Konvoi. Haben wir was ausgefressen? Ist der sauer auf uns?

Ganz im Gegenteil: „Ihr seht so verfroren aus und braucht bestimmt etwas Warmes. Kommt auf einen Kaffee oder Tee zu uns, wir wohnen im nächsten Ort. Ich warte und lotse Euch hin…“ Wir sind erst einmal baff, und natürlich schlagen wir die Einladung auch nicht aus. Im überdachten Hof der Gastgeber gibt es einen echten Schweizer Schümli – heiß, schwarz und mit einer leckeren Schaumkrone. Die beiden haben sichtlich Spaß an uns – und wir an ihnen. Die Wärme tut uns gut und macht uns wieder fit. Mit einem herzlichen „Dankeschön“ verabschieden wir uns von dem Schweizer Ehepaar, das in Frankreich eine neue Heimat gefunden hat. Was uns nachträglich ärgert: Wir haben noch nicht einmal nach dem Namen gefragt.

Schon am frühen Morgen haben uns die Regentropfen geweckt, als sie auf das Dach der Wagen geprasselt sind. Kurz vor sieben Uhr hat sich der Hessische Rundfunk gemeldet und Siggi hat dem Moderator ein Live-Interview gegeben. Ein bisschen Werbung für den Verein muss sein.

Gegen acht Uhr heißt es „Aufsitzen“! Wir verabschieden uns von den Gastgebern und starten in den Schweizer Jura. Auf kleinen Nebenstrecken und über einige kleinere Pässe geht es Richtung Nordwest. Der Regen ist unser ständiger Begleiter – gut, dass wir die richtige Kleidung dabei haben. So kommen wir wenigstens halbwegs trocken über die Runden.

Gegen 13 Uhr passieren wir die „Grüne Grenze“ hinter dem kleinen Städtchen Laufen. Kein Zöllner, keine Kontrolle. Und so zuckeln wir weiter durch den verregneten Elsass. Ab und zu hellt es auf und immer wenn wir glauben, dass das Schlimmste überstanden ist, schickt Petrus den nächsten Guß, der sich gewaschen hat. Gegen 17 Uhr erreichen wir – nach einigen kleinen Irrfahrten, weil wir die Beschilderung nicht finden - den Zeltplatz in Seppois. Die Übernachtung ist sehr preiswert – aber nur, weil die Rezepionistin in Mathematik offensichtlich eine ziemliche Niete war. Macht nichts, wir nehmen den unfreiwilligen Preisnachlass als Ausgleich für das schlechte Wetter.

Der kulinarische Ausflug in die Schlemmerregion Elsass erweist sich als arger Reinfall. Im ganzen Ort gibt es kein einziges Restaurant. Alle haben geschlossen – die meisten für immer. Glücklicherweise gibt es den Bauernmarkt. Und so kaufen wir auf dem Markt, gerade als die Stände schließen wollen, in letzter Minute noch bei einem Metzger Fleisch. Wir sind hungrig und so fällt auch der Einkauf aus: Vier Würste, sechs Lammbeinscheiben, zwei komplette Entenbrüste  und zwei große Hühnerbrüste landen in der Tüte. Der Metzger – angenehm überrascht von dem unerwarteten Umsatz – legt noch drei Würste oben drauf.

Auf dem Platz heizen wir den Grill an. Der Rauch zieht nicht nach oben, sondern vertikal über das Gelände. Gut, dass keine Saison ist und die meisten Stellplätze frei sind. Die Leute hätten sonst eine Rauchvergiftung bekommen. Liane macht einen ihrer hervorragenden Salate und Anno wickelt die Kartoffeln in Alufolie ein, damit wir sie in der Glut garen können. Gerade haben wir die Teller gefüllt, kommt er nächste Schutt von Oben. Also alles abräumen und ins „Schloßhotel“ in Norberts Wagen umziehen. Eng ist ja bekanntlich gemütlich - und es ist sehr gemütlich!

Eine der Beinscheiben bleibt übrig. Wie immer werden die Lebensmittelreste in Norberts emailliertes Töpfchen gegeben und in seinen Wagen gestellt. Morgens ist das Töpfchen leer - Norbert behauptet steif und fest, das die Fliegen die Reste aufgefressen haben ....

 

Ganz nebenbei: Wir sind natürlich nicht zu faul unsere täglichen Berichte auf der Homepage einzustellen. Aber, das klappt nicht immer. Wir brauchen Strom und Netz, Wenn wir bei einem Bauern stehen, haben wir oft keinen Strom und wenn wir in einem engen Tal unsere Wagen abgestellt haben, gibt es keine Funkverbindung. Immer dann, wenn wir wieder online gehen können, holen wir die Aktualisierung nach. Versprochen ist versprochen!!!

Zum Frühstück schwarzen Kaffee – zum Abend badische Spezialitäten

04.07.13 13.Tag der Alpentour ist anstrengend und endet gemütlich

Wir haben Kriegsrat gehalten. Für Frankreich und das Elsass wird weiterhin schlechtes Wetter vorausgesagt. Die Internetanbindung ist mies und teuer und die Möglichkeiten gut zu essen im Hinterland mangels Restaurants ziemlich eingeschränkt. Nach kurzer Diskussion beschließen wir, nicht weiter durch Frankreich sondern nach Deutschland ins Badener Land zu fahren.

Am Morgen werden wir vom Geklapper der Störche geweckt. Gestern abend haben wir bei der vergeblichen Suche nach einem Restaurant rund zehn Nester gezählt. Auch auf unserem Platz gibt es zwei, in denen durchweichte Jungstörche stehen, denen das Wetter sichtlich keinen Spaß macht. Das Frühstück ist auf eine Tasse Tee oder schwarzen Kaffee begrenzt, dann schwingen wir uns in die Sitze. Unser Übernachtungsplatz in Seppois liegt in der Nähe von Altkirch. Wir meiden die großen Straßen, denn die Franzosen sind Harakiri-Autofahrer. Überholt wird an den unmöglichsten Stellen – die Resultate solcher Manöver sind dann an den Alleebäumen zu sehen – dutzende kleine blumengeschmückte Holzkreuze…

Siggi fährt wie immer voraus und macht den Scout. Die anderen zuckeln hinterher, müssen aber große Abstände halten, damit die Autofahrer einscheren können. Ruck zuck hat man sich verloren. Aber das System funktioniert: Wenn einer den Nachfolger nicht mehr im Rückspiegel sieht, bleibt er stehen. So hat der Irrfahrer Gelegenheit, wieder zurückzufahren und Anschluss an die Truppe zu finden. Die Beschilderung ist manchmal abenteuerlich. Entweder es gibt gar keine Schilder oder solche, auf denen Orte verzeichnet sind, die nicht auf der Wegstrecke liegen. Manchmal fahren wir einfach der Nase nach.

In den Ortschaften sieht man den wirtschaftlichen Wandel des Elsass. Es gibt so gut wie keine kleinen Läden in den Ortschaften mehr. Metzgereien und Bäckereien sind verlassen. Und so kommt es zu einem etwas seltsamen Frühstück. Mangels Bagette und anderen Leckereien kramen wir alle Reste zusammen. Es gibt: Nicht aufgebackenes süßes Aufbackbrot (schmeckt nach gar nichts und pappt), Speck, Käse und Marmelade. Anno steuert noch eine Dose dänische Butterkekse bei. Und zum Nachtisch servieren wir Nektarinen, die durchaus noch ein paar Wochen am Baum hängen sollten. Wir träumen von einem badischen Abendessen – Schäufele, Lendchen, Nudeln, Soße, Salat …

Die Fahrt führt uns durch riesige Wälder und vorbei an gewaltigen Maisfeldern mit noch gewaltigeren Beregnungsanlagen. In den Ortschaften sehen wir große Bauernhöfe – viele davon zeugen vom früheren Reichtum der Besitzer, den es wohl längst nicht mehr gibt. Die Dächer sind löchrig, in manchen gibt es kein Leben mehr. Andererseits gibt es wunderschön restaurierte Gehöfte, mit sorgfältig gepflegten Fachwerkfassaden und bunten Bauerngärten. In den Höfen stehen dann PKW mit schweizer und deutschen Nummernschildern. Die Anwesen dienen wohl als Ferienhäuser.

Je näher wir dem Rhein kommen, umso mehr Verkehr gibt es – vor allem schwere LKW rauschen an uns vorbei und wir sind heil froh, als wir bei Breisach ohne Unfall über die Rheinbrücke fahren können. Bis zum wirklich schönen Campingplatz bei Ihringen sind es noch knapp 10 Kilometer.

Wie immer haben wir bei der Einfahrt sofort Zaungäste. Viele Holländer stehen mit ihren Caravans hier und bestaunen unsere Wagen und die Traktoren. Und es dauert auch keine fünf Minuten, da sind wir in die ersten Gespäche verwickelt, erzählen woher wir kommen und was wir machen. Die Leute haben sichtlich Spaß an uns.

Den Abend verbringen wir auf der Terrasse  einer der gemütlichen kaiserstühler Weinstuben und gönnen uns das, was wir im Elsass vermisst haben: Ein gutes landestypisches Essen und ein paar kühle Biere.

Wir werden in Ihringen zwei Tage bleiben. Maschinen und vor allem wir haben uns nach den Gewaltritten der letzten Tage eine Pause verdient.

Ruhetag am Kaiserstuhl

05.07.13 14. Tag der Alpenfahrt dient der Erholung

Na, das hat gut getan. Heute haben wir den Riemen von der Scheibe genommen und erst einmal lange ausgeschlafen. Wir haben die letzten 14 Tage jetzt doch schon gespürt. Die vielen Eindrücke müsser erst einmal verarbeitet werden und auch ein wenig Bewegung tut gut. Zum Beispiel im Freibad, wo Uwe für uns alle ein paar Runden schwimmt. Der Rest der Truppe gen liegt in der die Sonne oder sorgt für frische Wäsche – auf dem Platz gibt es eine Waschmaschine und anschließend kommt unser „Solar-Trockner“ zum Einsatz

Wir sind wir auf dem schönen Campingplatz Ihringen am Kaiserstuhl einen Tag länger als geplant geblieben und haben diesen Tag genossen, mit einem ausgiebigen Frühstück am Morgen mit ganz leckeren frischen Brötchen, mit einem ausgiebigen Mittagsschläfchen und einer anschließenden kleinen „Kaiserstuhlrundfahrt“.

Wir haben abgekoppelt und sind mit den Traktoren „solo“ gefahren. Die 30-Kilometer-Tour war herrlich. Bei strahlendem Sonnenschein und einem lauen Lüftchen haben wir die kleinen Weinorte passiert. Es gibt überall viel zu sehen: Eine Blütenpracht an den Häusern in allen Farben, liebevoll restaurierte Gehöfte, viele davon bewirtschaftet. Überall wird der Kaiserstühler Wein ausgeschenkt – wir verzichten schweren Herzens auf einen Schoppen, am Traktorlenkrad gilt „Null-Promille“.

Von der Eichelspitze haben wir einen weiten Blick ins Land – im Hintergrund sehen wir Freiburg. Auf kleinen Straßen fahren wir zurück nach Ihringen – wir wollen im Ort uns wieder badisch lecker verwöhnen lassen.

Der Abend endet mit einem sehr schmackhaften Abendessen und einem kühlen Bierchen. Zum Abschluss ein Mirabellenwässerchen – ja, so lässt es sich leben! Eben wie der Herrgott in Baden!

Man kennt uns im badischen Land!

06.07.13 15. Tag der Alpentour wird durch Sonne verwöhnt

Ja, so haben wir uns das eigentlich gedacht: Sonnenschein, ein paar Wolken am blauen Himmel, dass es nicht zu heiß wird, und dazu ein frisches Lüftchen. Na immerhin im letzten Teil der Reise klappt das mit dem Wetter. Daran haben die SWR3-Hörer gebastelt, denn der Sender hat über uns berichtet und uns weiterhin eine gute Fahrt gewünscht – natürlich bei bestem Wetter! Und so passiert uns, dass wir immer wieder angesprochen werden „Ha, seid’s Ihr die, die wo uff de Albe i den Schwiez gewese sinn? Ha no, des isch abber e schee weide Weg…“ Ha no, rescht hawwe se, die Badener!

Immer wenn wir irgendwo halten, werden wir angesprochen. „Ist das nicht total anstrengend, so auf dem Traktor zu fahren?“ Klare Antwort: Nein, ist es nicht!!! Ganz im Gegenteil, wir behaupten, dass es sogar ganz entspannend ist. Unsere Sitze sind sehr gut gefedert. Die Unebenheiten der Straße kommen gar nicht durch. Der Sitz ist breit und bequem und kein Gurt hält uns fest. Wir können uns bewegen, die Beine auf die Motorhaube legen und sogar einmal aufstehen, wenn es nötig ist. Mach‘ das mal in voller Fahrt in einem Benz!

Heute morgen sind wir um zehn Uhr in Ihringen gestartet. Na ja, der Scout hat wohl nicht aufgepasst. Jedenfalls sind wir erst einmal in der Innenstadt von Breisach geladet. Die Ortsdurchfahrt entwickelt sich zu einem kleinen Kerbezug. Von überall aus den Eisdielen und Gaststätten winken uns die Gäste zu und machen Fotos. Wir sind bekannt, wie bunte Hunde...

Irgendwie finden wir aber wieder auf die geplante Strecke und dann geht es auf allerkleinsten Sträßchen am Fuß des Kaiserstuhls entlang. Unterwegs haben wir die erste größere Reparatur: An Uwes Deutz hat sich die Elektrik verabschiedet. Der Blinker und auch das Licht gehen nicht mehr. Der Einbau einer stärkeren Sicherung endet mit einem kleinen Kabelschmorer. Norbert und Anno versuchen den Schaden zu beheben – mit mäßigem Erfolg. Sie wollen am Abend einen neuen Versuch starten und ein neues Relais einbauen. Wir sind keine halbe Stunde gefahren, da vermissen wir Norbert. Zehn Minuten später stößt er wieder zu uns und präsentiert breit grinsend ein neues Blinkrelais. Keiner von uns hat den Landmaschinenhändler gesehen – nur er! Und er hat sofort das Ersatzteil gekauft. So isser halt – einfach ein Fuchs!

Gegen Mittag erreichen wir Rust und schon von Weitem sind die Holzachterbahn und ihre riesigen Geschwister zu sehen. Wir fahren am Park entlang und wollen die Kahnfahrt durch das Naturschutzgebiet Taubergiesen nachholen, die eigentlich schon für die Hinfahrt geplant war. Leider Pech – alle Kähne sind ausgebucht und so fahren wir halt weiter.

Gegen 17 Uhr erreichen wir den Wohnmobilpark Meißenheim. Norbert und Anno schrauben an Uwes Traktor – und siehe da, sie haben den Fehler zwar nicht gefunden, aber die Elektrik geht wieder: Was soll’s, das Resultat zählt!

Vor dem Abendessen gibt es noch eine kleine Runde Sport. In der Nähe gibt es glasklare Baggerseen, in denen das Schwimmen erlaubt ist. Norbert, Anno und Siggi wagen den Sprung ins kalte Wasser und drehen ein paar Runden. Dann geht es an den Abendbrottisch.

Zum Abendessen gibt es Feldsalat mit Rucola, Tomaten Mozarella und ein paar Stückchen Fleisch. Aber gegen 22 Uhr räumen wir das Feld. Hier gibt es Unmengen von Schnaken und dicke Junikäfer brummen um die Wagen.

Auf dem Grill sind drei Steaks liegen geblieben. Wir wickeln sie in Alufolie ein und verstauen sie in Norberts Wagen. Mal sehen, wieviel davon die Fliegen bis morgen früh genascht haben …

Mit Nobbi als Fährtensucher durch die Ortenau

07.07.13 16. Tag der Alpentour führt entlang des Rheins

Norbert hat eine Allergie – die heißt Bundesstraße. „Wann Ihr die fahrt, dann such‘ ich mir en annern Wesch…“ Allergie hin, Allergie her, wer mault fährt vorne! Also übernimmt Nobbi die Führung. Sein Job ist heute „Scout vom Dienst“.

Und da zeigt uns er alte Fuchs, was er drauf hat. Wir fahren auf Pisten, die - zumindest auf der bislang verwendetenKarte – überhaupt nicht verzeichnet sind. Das sind mehr oder weniger bessere Feldwege. Wenn wir Glück haben mit ener Asphaltdecke, gerne aber auch als Staubpiste. So ruckeln und Zuckeln wir durch die Ortenau. Ab und zu streifen wir einÖrtchen. Blitzsauber (am Samstag war Kehrtag), blumengeschmückt, mit liebevoll restaurierten altenHäusern und Scheuern, die hier „Schopfen“ heißen und oftmals zum Trocknen von Tabak dienen. Vorbei am Radfahrern und Spaziergängern, die uns fröhlich winken und an Feldern, die noch immer überschwemmt sind. Sie zeigen uns, wie groß die Schäden nach den  gewaltigen Regenfällen Anfang Juni waren, als im Scharzwald bis zu 150 Litern Regen pro Quadratmeter gefallen sind. Der Mais und das Getreide sind verkümmert und der Tabak liegt platt am Boden.

Wir sind am Morgen gegen 9.30 Uhr in Meißenheim gestartet. Die Sonne meint es gut mit uns und ein frischer Nordwestwind nimmt die Tageshitze. Es ist angenehm zu fahren – zumal ja, dank Norberts Fährtengespür,  so gut wie keine Autos vor und hinter uns sind. Gegen 12 Uhr fahren wir an einem Straßenfest vorbei und halten an. In der Kuchentheke liegen die herrlichsten Torten und Backwaren: Frische Johannisbeer- und Erdbeertorten, Zupfkuchen und andere süße Leckereien. „Hano, backe und koche könne se scho, die badische Hausfraue!“ Jeder isst zwei Stück Kuchen – auch für Uwe ist etwas dabei. Statt Kuchen verdrückt er „Badische Bandnudeln mit Gulasch“. Die Portion ist groß und sehr schmackhaft, aber für ein Stück Kuchen ist dann dennoch Platz.

Unterwegs kommen uns ein gutes Dutzend anderer Oldtimer-Traktoren entgegen – sie fahren zu einem Treffen und haben dort bestimmt Gesprächsstoff, denn dass wir die Gotthardstürmer sind, das haben sie mitbekommen, denn wir hören, wie sie sie sich „Schweiz!“ zurufen.

Nach einer wunderschönen Strecke durch die Auenlandschaft des Oberrheins und einigen kleinen Irrfahrten erreichen wir den Campingplatz „Freizeitzentrum“ Rheinmünster. Ein ziemlich großes Gelände mit zwei Badeseen. Sehr kommerziell aufgezogen. Zwar sauber, aber sehr laut. An einem der Badeseen findet ein Karaoke-Wettbewerb statt. Das ganze Gelände wird stundenlang mit schrägem Gesang und lauter Musik beschallt. Nicht nur wir sind von dem Krach genervt, der erst nach 20 Uhr endet.

Wir nehmen das Abendessen in einem der Restaurants ein und sitzen am Abend vor unseren Wagen. Morgen wollen wir früh aufstehen, weil es heiß werden soll und wir die morgentliche Kühle ausnutzen wollen. Unser Ziel ist die Pfalz.

Und fällt dem Scout es einmal ein, darf es auch ein Feldweg sein

08.07.13 17. Alpenreisetag erfordert Geländegängigkeit und endet in Dörrenbach in der Pfalz

So ein Traktor mit einem Schäferwagen gehört einfach ins Gelände. Dieser Meinung ist jedenfalls Norbert, der auch heute den Tross anführt. Wir sind ja von ihm schon einiges gewohnt, was kleine und kleinste Straßen angeht, die er nun mal auf Grund seiner „B(undestraßen)-Allergie“ gerne befährt. Diesmal setzt er - der manchmal etwas anspruchsvollen - Streckenführung die Krone auf: Wir steuern unser Ziel über – und was für welche! –Feldwege an. Irgendwann biegt er von der befestigten Straße ab und dann geht das Gehoppel los. Ihn stören weder tief ausgefahrene Fahrrinnen noch schlammige Pfützen oder gar mit Steinen ausgefüllte Löcher – deutlicher Hinweis, dass da schon einmal jemand stecken geblieben ist. – Norbert fährt und wir hinterher. Uwe und Liane dürfen deshalb am Abend den Schrank im kleinen Wohnwagen einräumen, Siggi muss ein weiteres Schnapsgläschen abschreiben. Aber, auch wenn wir die Hoffnung längst aufgegeben haben – wir kommen ans Ziel, jedenfalls fast. Denn kurz vor Ende der Tagesetappe verirren wir uns im Gewirr der Wingertwege von Dörrenbach. Norbert biegt links ab, Siggi folgt und bleibt nach der Kreuzung im Hohlweg stehen, Anno kann ihn nicht mehr sehen und fährt geradeaus weiter und Uwe folgt Anno. Die Truppe ist über die ganze Gemarkung verstreut… Zu allem Unglück geht das Handy von Norbert nicht.

Aber auf die Pfälzer kann man sich verlassen. Einer der Weinbauern erkennt unser Dilemma und übernimmt die Familienzusammenführung. Er fährt mit seinem PKW zu den einzelnen Irrläufern und gibt einen Treffpunkt an. Eine halbe Stunde später sind wir wieder, wenn auch etwas genervt, zusammen.

In Dörrenbach gibt es zwar keinen Campingplatz, wohl aber einen Platz für Wohnmobile. Er liegt direkt am Sportplatz und man hat von ihm einen unwahrscheinlich weiten Blick über die rheinische Tiefebene bis zum Odenwald. Ganz in der Ferne kann man sogar den Taunus sehen. Das Beste an diesem Platz sind aber Hans, Dirk und die Freunde des Fußballvereins. Sie sind echt gute Kumpels und wie eine Mutter zu uns. Zum einen haben sie einen gut gefüllten Kühlschrank mit leckerem kühlem Bier, über das wir uns nach der Fahrt in der Hitze und über Norberts Pisten sehr freuen. Zum anderen stellen sie uns die Toiletten und die Dusche im Sportlerheim zur Verfügung, denn auf dem WOMO-Platz gibt es so etwas normalerweise nicht. Und so wird der Abend nicht nur feucht-fröhlich, sondern auch noch angenehm komfortabel. Morgen früh will Dirk mit Norbert zum Schlachthof nach Bergzabern fahren.

Der Tag hat mit Stress begonnen. Bei Anno ist der linke Voderreifen platt. Die Demontage des Rades ist gar nichtso einfach – wir haben nicht genug Unterlegmaterial für den Wagenheber. Also müssen Bank, Tisch und die Frühstücksbrettchen herhalten. Norbert und Siggi machen sich auf den Weg, um einen Reifenservice zu finden. Der nächste ist laut Internet rund 10 Kilometer entfernt. Zufällig sehen sie am Ortsausgang eine Opelwerkstatt. Man kann es ja mal probieren – also nix wie rein. Volltreffer! „Klar können wir das machen, gehen Sie mal in die Bäckerei frühstücken. Bis sie fertig sind, sind wir es auch…“

Eine Stunde später sind wir wieder auf dem Platz und montieren das Rad. Trotzdem haben wir fast drei Stunden verloren- wir werden also nicht die Strecke fahren können, die wir geplant hatten. Hinzu kommt, dass die Tanks ratzeputz leer sind. Leider gibt es weit und breit keine Tankstelle. So müssen wir nach Raststatt gurken. Das sind locker 12 Kilometer hin und zurück – also weitere zwei Stunden. Zusammen mit Norberts Feldwegeexperimenten fehlen uns am Abend ein paar Dutzend Kilometer. So wie es aussieht, werden wir erst am Donnerstag heimkommen – aber was soll ´s, wir haben ja noch etwas Luft.

Von Stollberg- Söllingen führt die Strecke entlang des Rheins, dessen Wasserspiegel übrigens zwei Meter über unserer Straße liegt. Ein riesiger Damm trennt ihn vom Hinterland. Der Rhein wird hier aufgestaut und die riesige Staustufe bei Iffezheim bremst seinen Lauf. Dafür fließen neben unserer Strecke der Rhein-Nebenkanal und die ehemaligen Altrheinarme. Wir sehen Reiher, Störche, Enten, Schwäne und jede Menge anderer Vögel. Das Gebiet ist ein Naturreservat der ganz besonderen Klasse.

Wir fahren wieder auf der fanzösischen Seite in Richtung Norden und überqueren nach rund 30 Kilometern wieder die grüne Grenze zwischen dem Elsass und der Pfalz. Auch hier im Gebiet des kleinen Flüsschens Lauter läßt man der Natur ihren Lauf. In den Sumpfgebieten sehen wir Orchideen und eine Blütenpracht, die es bei uns im Rhein-Main-Gebiet längst nicht mehr gibt. In den Wiesen machen die Bauern Heu. Die Luft ist voll von diesem süßen Duft.

Traktorfahren hat einfach etwas Sinliches: Man fühlt, man riecht, man sieht und erlebt die Welt um sich herum – wir wissen schon, warum wir diese Reise machen!!

 

Abschiedsabend in Alzey-Weinheim

10.07.13

Gestern Abend auf dem Campingplatz „Burgtal“ in Wachenheim haben wir geschlemmt. Es gab den von Norbert und Siggi zubereiteten Pfälzer Saumagen und dazu einen riesen Topf Sauerkraut, das wir mit Johann Wirschingers Weißwein verfeinert haben. Einen kleinen Vorrat aus dem Weingut unseres Vereinsmitgliedes hatten wir als Notration dabei – weiß der Teufel, jedenfalls war das die letzte halbe Flasche.

Heute morgen sind wir um 9.30 Uhr gestartet. Der Weg nach Alzey ist nicht sonderlich weit, wir können uns also etwas Zeit lassen und können einen kleinen Umweg über die Weinorte in Kauf nehmen. Konvoifahren in Städten ist wegen der zahlreichen Verkehrsampeln problematisch. Zumal ja derjenige, der zuletzt abgebogen ist, nicht sofort stehen bleiben kann, um dem Nachfolger den Weg zu zeigen. Deshalb meiden wir normalerweise die Städte wie die Pest. In diesem Fall geht das leider nicht, wir müssen durch Bad Dürkheim und Grünstadt. Irgendwie schaffen wir es aber, zusammen zu bleiben. Ein Stück viel befahrene Bundesstraße noch und dann ist es geschafft, wir bewegen uns auf kleinen Nebenstraßen im Zick-Zack-Kurs Richtung Nordwest.

Die kleinen Dörfchen sind von Weinbergen umgeben, in denen die Winzer uns zuwinken. Bemerkenswert viele Windräder stehen in der Landschaft. Man kann ja denken, wie man will – diese Art der Stromgewinnung ist allemal besser als die, die wir in Frankreich gesehen haben, wo der umstrittene alte Kernreaktor Fessenheim immer noch läuft. Und es kommen immer noch größere Windräder dazu – ünerall sieht man Baukräne und Mastrohbauten.

In einem der kleinen Dörfchen holen wir uns Brötchen. Wir haben noch jede Menge Vorräte an Käse, Wurst und Marmelade – nur der Schweizer Honig ist alle. Auch das Frühstück dauert ein wenig länger und so haben nach rund 60 Tageskilometern das Weingut Born in Alzey-Weinheim erst gegen 15 Uhr erreicht.

Müde sind wir trotzdem, denn auch heute hat uns die Sonne verwöhnt. Und so gönnen wir uns ein ausgiebiges Mittagsschläfchen. Ein frischer Wind sorgt für Abkühlung. Um 18 Uhr gehen wir zusammen ins Dörfchen, um in einem Restazrant den Abschiedsabend zu verbringen. Es wird ein lustiges und schönes Zusammensein, in dem wit das eine oder andere Highlight der Fahrt in Erinnerung rufen. Es sind viele – und deshalb wird es auch etwas später.

 

Die letzten Kilometer

11.07.13 Alpenreise endet nach 19 Tagen

Die letzten Kilometer von Alzey-Weinheim nach Diedenbergen haben es in sich – nicht dass die Strecke so lang und so schwer war. Nein, kurz vor dem Ziel verlieren wir uns gleich mehrmals. Die kleinen engen Weinorte erweisen sich als Falle, wenn der Abstand zwischen den Traktoren zu groß ist. Stehen bleiben und auf den Nächsten warten ist schwierig, weil die Straßen zu eng sind. Und schwups ist der Anschluss weg. Macht nichts, da es immer nur maximal drei Dorfausgänge gibt, hat man sich schnell wieder gefunden.

Deutlich schwieriger ist es, einen Bäcker zu finden. In den kleinen Örtschaften gibt es kaum noch Geschäfte. Der Bäcker tourt mit seinem Wagen durch die Gegend und fährt zu seiner Kundschaft. Norbert an der Spitze des Trosses hat die Witterung des Bäckers aufgenommen und fährt ihm hinterher. Schließlich haben wir den fahrenden Laden eingefangen und können unser Frühstück einkaufen. Mittlerweile ist es schon nach 11 Uhr und wir sind ohne einen Bissen, nur mit einem schwarzen Kaffee im Magen losgefahren. Kaum sind wir 100 Meter gefahren, löst sich der Tross schon wieder auf. Zwei fahren links, zwei geradeaus. Also wieder das bekannte Spiel „Such‘ den Traktor…“ Es dauert nicht lange und wir sind wieder zusammen. Die Brötchen und die Stückchen sind lecker. Alles in Butter!

In Flörsheim gönnen wir uns ein Abschiedseis und dann fahren wir nach Hause. Drei auf dem richtigen Weg in Richtung Diedenbergen – Siggi ist vom Pfad abgekommen und steuert über einen betonierten Rübenschnellweg Delkenheim an…

Gut angekommen sind alle. – und das ist ja das Wichtigste! Hinter uns liegen fast drei Wochen voller toller Erlebnisse und genau 1609 Kilometer, die wir in 17 Tagen gefahren (denn wir haben ja auch zwei Ruhetage eingelegt) sind. Das entspricht einem Tagesdurchschnitt von etwa 95 Kilometern. Insgesamt haben wir 102 Stunden auf dem Bock gesessen. Pro Tag waren das ungefähr sechs Stunden.

Fahrer und Maschinen haben eine beachtliche Leistung vollbracht – ohne große Probleme. Uwes Traktor, der noch wenige Tage vor der Fahrt auf der Intensivstation gelegen hatte, ist die ganze Strecke problemlos gefahren. Ein wenig hat er bei den Steigungen geschnauft, aber das war auch alles. Norberts Trecker hat ein kleines Problem mit der Kupplung, sein Traktor lässt sich manchmal etwas schlechter schalten. Annos Deutz verliert an einer undichten Dichtung der Kraftstoffleitung etwas Diesel und Siggis Mc Cormic 326 braucht im Herbst eine neue Kopfdichtung. An der Glaubenbühler Höhe ist ihm wohl etwas zu warm geworden. Im Kühlwasser schwimmt etwas Öl. Insgesamt also keine dramatischen Schäden – schon gar nicht, wenn man bedenkt, was die Maschinen geleistet haben, denn es zählt ja nicht nur die Strecke, sondern auch die vielen Steigungen, die teilweise bis zu 20 Prozent betragen haben.

Das Schönste aber: Wir haben diese Leistung gemeinsam vollbracht und sind - entgegen allen Unkenrufen – als freundschaftliches Team zusammengeblieben, auch wenn es ab und zu durchaus unterschiedliche Meinungen gegeben hat.

Zum Schluss ein „Herzliches Dankeschön“ an alle, die uns auf unserer Fahrt im Internet begleitet haben, die uns aufmunternde Mails und SMS-Nachrichten geschickt haben und an die vielen, vielen Menschen, die uns unterwegs freundschaftlich begegnet sind, die uns zugewunken haben und die Geduld hatten, wenn sie hinter uns im Stau standen.

 

Alpentour zum Download

08.06.13

Alpentour im ÜberblickViele Wege führen zum Gotthardt - aber mit einem Traktor auf die Autobahn???
Nee, das geht wirklich nicht. Viel zu gefährlich und deshalb natürlich verboten.

Unsere Tour führt über weite Strecken über kleine Landstraßen und Nebenstrecken. Dadurch wird die Gesamtstrecke zwar um einiges länger, aber sie ist auch viel reizvoller.

Ganz abgesehen davon, dass eine Reise mit dem Traktor sowie so eine ganz andere Art der Urlaubsfortbewegung: Alles ist etwas entschleunigt und so hat man genug Zeit, die Landschaft zu genießen.

Drei Wochen haben wir Zeit, die knapp 1500 Kilometer hinter uns zu bringen. Spätestens am 14. Juli wollen wir - nein müssen wir - wieder in Diedenbergen sein. Schließlich ist die Hälfte der Truppe ja noch berufstätig.

Wir haben den geplanten Reiseverlauf als pdf.-Dokument auf dieser Seite eingestellt. Wer will, kann das Dokument hier downloaden.

 

Ein Tipp: Zu jedem Streckenabschnitt gibt es einen Link auf eine Karte bei Google-Maps. Durch einen Doppelklick auf diesen Link wird man auf die entsprechende Seite geleitet und kann sich im Detail ansehen, wo wir entlangtuckern.