Wo kommt Ihr her, wo wollt Ihr hie…
Es gibt viele Arten zu reisen. Eine - zugegebenermaßen etwas ungewöhnliche Art der Fortbewegung -ist es, mit Traktor und Anhänger durch die Gegend zu ziehen. Für die Mitglieder des Vereins „Historische Landmaschinen Diedenbergen“ (HLD) ist das allerdings eher die Normalität und deshalb sind einige von ihnen mit ihren betagten Ackermaschinen gerne in der nähreren und weiteren Umgebung unterwegs. Urlaub, etwas anders eben.
Diesmal führte die Route durch Taunus, Hunsrück und Eifel. Auf kleinen Straßen, durch Ortschaften, deren Namen sogar auf mancher Landkarte nicht verzeichnet sind und durch Landschaften, die viele von uns so gar nicht kennen, die aber wunderschön und einen Besuch allemal wert sind.
So ein alter Traktor ist einfach ein Sympathie-Träger. Das sieht man nicht nur bei den großen Treffen, wo tausende Besucher sich an der urtümlichen Technik erfreuen und wahrlich nicht nur Technikfreaks die Nase unter die oft skuriel geformten Hauben der Zugmaschinen stecken. Wenn der kleine Tross – diesmal waren sieben Vereinsmitglieder mit ihren Oldtimern und selbst gebauten Schäferwagen sowie einem „Trabbi-Wohnwagen“ unterwegs - durch die Dörfer tuckerten, wurde ihnen freundlich zugewunken. Und selbst Autofahrer, die eine zeitlang hinterher zuckeln mussten, weil es gerade mal keine Überholmöglichkeit gab, blieben äußerst gelassen und grüßten beim Vorbeifahren mit einem hochgestreckten Daumen. Der Einkaufsstopp bei einem Bäcker wurde zum Dorfevent und spätestens nach einer Minute kam die Frage: „Wo kommt Ihr her, wo wollt‘ ihr hie…“. Da entwickelte sich schnell ein Gespräch und deshalb war es auch überhaupt kein Problem, einen Stellplatz für eine Nacht zu finden. Für den gemeindeeigenen Grillplatz gab es das „OK“ des Ortsvorstehers, der auch gerne auf einen Plausch vorbeikam, zumal er selbst einen alten Deutz, Kramer oder Porsche auf dem Hof stehen hatte. Oder der Campingplatzbesitzer drückte ein Auge zu, weil ein kleines Lagerfeuer geplant ist und das eigentlich verboten ist.
Vom Ausgangspunkt Diedenbergen führten Norbert Müller und Alexander Kühmichel die kleine Gruppe zunächst nach Schweighausen bei Nastätten. Ziel war das dortige Landmaschinentreffen, bei dem rund historische 400 Traktoren versammelt sind. Klar, dss dort die Gelegenheit genutzt wurde, eifrig für das 10. Landmaschinentreffen in Diedenbergen zu werben, das am 1. Augustwochenende an der Speedwaybahn stattfinden wird.
Mit der Fähre bei Boppard wurde am Pfingstmontag über den Rhein gesetzt und der erste Aufstieg in den Hunsrück genommen. Wer da glaubt, nur in den Alpen gibt es Serpentinen und atemberaubende Ausblicke in tiefe Schluchten, der kennt die deutschen Mittelgebirgslandschaften nicht. Eifel und Hunsrück haben da einiges zu bieten: Straßengefälle mit bis zu 18 Prozent und Steigungen, die auch ein altes Traktorherz gewaltig zum Hämmern bringen. Aber selbst der „Einzylinder-Deutz“ schafft diese Hürden ohne Probleme. Kreuz und quer durch tiefe Täler mit klaren Bächen und sonnigen Höhen mit einem faszinierenden Weitblick führte die Strecke bis zur Mosel, weiter in das Saar-Ruwer-Gebiet und schließlich über den Soonwald und das Nahe-Tal und zurück nach Diedenbergen. Sechs erlebnisreiche Tage, die Lust auf weitere Reisen machen. Die sind schon in Planung: Im nächsten Jahr soll es auf den Gotthard in die Schweiz gehen. Die Generalprobe ist problemlos gelaufen. Und nach dem großen Jubiläums-Traktortreffen vom 3. bis 5. August in Diedenbergen wird an der Route gefeilt.
Selbstgebaute Schäferwagen - die ideale Unterkunft für eine Traktortour
Per Fähre über den Rhein
Ganz wichtig - Die Streckendokumentation. Ein Job für Anno Respondek.
Ein seltsames Gespann - der große John Deer und der kleine Wohnwagen aus DDR-Zeiten.
Küchendienst
Naturdetails, die man vom Auto aus nicht sieht ...
Im „Keschtewald“ zum Saumagen
Es hat schon einen Grund, dass der „Dicke“ sich so lange als Kanzler halten konnte. Wer einmal den Pfälzer Saumagen gekostet hat, der weiß, dass nach so einem Essen, die geistigen Fähigkeiten etwas reduziert sind. Der schmeckt so lecker, dass man deutlich mehr isst, als eigentlich verträglich ist. Und zusammen mit ein paar Bierchen und einem klitzekleinen Obstwässerchen führt das dazu, dass der Geist zwar willig, aber das Hirn schwach ist. Kein Wunder, dass der ehemalige Bundeskanzler seine Gäste immer in die Pfalz zum Saumagenessen eingeladen hat. Jedenfalls endet das Abendessen zum Tagesausklang mit ziemlicher Müdigkeit…
Doch der Reihe nach: Um halb acht ist Dirk auf den Platz gebraust und hat Norbert in Auto eingeladen – der Schlachthof ruft. Eine gute halbe Stunde später sind die zwei wieder da – der Wagen liegt etwas tiefer, denn Norbert hat in hungrigem Zustand eingekauft: Einen 2,5 Kilo schweren Saumagen für das Abendessen, drei Kringel der weltberühmten Bad Bergzabener „Fleeschworscht“, zehn Dosen Saumagen und eine große Tüte ofenwarmer Brötchen.
Wir frühstücken unter einem alten Kirschbaum. Die „Fleeschworscht“ und die Brötchen finden reißenden Absatz – Anno kriegt seine Marmelade und den letzten Schweizer Honig. Hans und Dirk werfen die Kaffeemaschine im tip-top gepflegten Vereinsheim an und servieren den Kaffee sogar am Kirschbaum.
Liebe Freunde vonm FC Dörrenbach, habt Ihr schon mal überlegt, welchen Reibach Ihr machen könntet, wenn Ihr einen Caravan-Service mit Hans und Dirk aufzieht? – Da ist der FC Bayern-München ein Waisenkind!!!
Gerade wollen wir abreisen, da kommt unser Retter von gestern, der die Truppe wieder zusammengeführt hat. Es ist ein Österreichischer Pfälzer. Er stammt aus dem Salzburger Land, lebt schon über 40 Jahre in der Pfalz und er bringt seinen Allrad-Schmalspurschlepper mit. Ein tolles Stück von Lindner. Horbert kriegt schon wieder große Augen. Ob man den kaufen kann????????????
Wir verlassen den Platz in Dörrenbach gegen 10 Uhr. Das „Fleeschworscht-Frühstück“ hat etwas länger gedauert.
Norbert fährt vorne. Wir haben ihm sicherheitshalber eine Karte in größerem Maßstab gegeben – da sind die Feldwege nicht mehr drauf. Vielleicht ist deshalb die Fahrt so angenehm.
Wir fahren mitten durch den Pfälzer Wald. Es ist herrlich kühl und schattig. Eine Wohltat, denn wir haben von gestern einen ziemlich fetten Sonnenbrand. Manchmal haben wir Erinnerungen an die Glaubenbühler Höhe – das war der Berg in der Schweiz mit den steilsten Anstiegen. Jedenfalls geht es stramm aufwärts. Uwe und Liane sind schon etwas gestresst, denn der kleine Deutz hämmert sich im zweiten Gang die Anhöhe hinauf. Aber insgesamt betrachtet, hat Norbert den gestrigen Offroad-Tag wieder gut gemacht.
Einen Platz bei einem Bauern zu finden, ist in den engen Tälern des Pfälzer Waldes ziemlich unmöglich. Und so landen wir schließlich auf einem sehr schönen Campingplatz bei Wachenheim. In einer gemeinsamen Aktion werden Saumagen, Sauerkraut und Kartoffeln gekocht – ein fürstliches Mahl, bei dem die drei Fleischfresser voll auf ihre Kosten kommen . Es bleibt trotzdem eine ziemliche Portion übrig. Glücklicherweise gibt es ja noch die Fliegen in Norberts Wagen, die heute nacht bestimmt wieder zuschlagen ….